Now & Then: das Haus Vaterland

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“Vielmehr verkündet unser Sprecher schon von weitem: “Vaterland, Café Vaterland, das größte Café der Hauptstadt!” Die Fremden stieren auf die große Prunkkuppel des Baues, und die, welche bereits abendliche Berliner Erfahrungen haben, raten den andern, dieses Monsteretablissement mit all seinen Abteilungen, dies kulinarische Völkermuseum von Kempinski und seine Panoramen in nächtlicher Bestrahlung zu besichtigen. Ja, das sollen sie. Was helfen unsre alten Paläste und Museen? Sie wollen doch das Monsterdeutschland. Also, nur da hinein heute Abend, meine Herrschaften, in das alte Piccadilly, jetzt Haus Vaterland! Da wird euch Vaterländisches und Ausländisches vorgesetzt. Hat Sie der Fahrstuhl aus dem prächtigen Vestibül hinaufgetragen, so können Sie bei dem üblichen Rebensaft von der Rheinterasse bequem ins Panorama blicken, wo Ihnen über Rebenhügeln, Strom und Ruine ein Gewittersturm erster Klasse vorgeführt wird. Heitert sich der Himmel wieder auf, so tanzen Ihnen rheinische Girls unter Rebenreifen eins vor und samtjackige Scholaren singen dazu. Das müssen Sie gesehen haben. Von da taumeln Sie bitte in die Bodega, wo Ihnen merkwürdige Mannsleute mit bunten Binden um Kopf und Bauch was Feuriges bringen, um Sie in eine spanische Taverne zu versetzen. Die beiden schüchternen Spanierinnen aus der Ackerstraße dort in der Ecke werden durch Tanzvorführungen Ihre Stimmung erhöhen. Beim Betreten der Wildwestbar werden Sie laut Programm die ganze Romantik der amerikanischen Prärie empfinden. Kaufen Sie sich auf alle Fälle ein Programm!”
So beschrieb Franz Hessel 1929 in seinem Buch “Spazieren in Berlin” das Haus Vaterland – ein Vergnügungspalast am Potsdamer Platz mit einer Unmenge verschiedener Themenrestaurants – vom bayrischen Löwenbräu bis hin zur Japanischen Teestube. Wikipedia schreibt dazu: “Berühmt waren die Wettersimulationen in der Rheinterrasse. Unter dem Motto „Im Haus Vaterland ißt man gründlich, hier gewitterts stündlich“ wurden in einer nachgebauten Kulisse der Rheintallandschaft bei St. Goar (mit Blick auf die Burg Rheinfels und den Loreleyfelsen) zu jeder Stunde die Saalbeleuchtung gedämpft sowie Donner, Blitz und Wolkenbrüche simuliert. Zum Schutz der Gäste vor den Regengüssen waren die Tischreihen mit Glasscheiben zur Kulisse hin abgetrennt. Im nachgebauten Rheintal fuhren Modelleisenbahnen, außerdem bewegten sich Schiffsmodelle auf dem Wasserlauf. Es wurden sogar in Kooperation mit der Lufthansa Flugzeugmodelle an dünnen Fäden durch die Kulissenlandschaft bewegt.” Das Gebäude wurde im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Während des Volksaufstands in der DDR im Juli 1953 brannte es schließlich völlig aus. Die im Grenzstreifen Ost-Berlins gelegene Ruine fiel 1972 durch einen Gebietstausch an West-Berlin und wurde 1976 abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle das Büro- und Geschäftshaus Potsdamer Straße 10. Die abgerundete Fassade des Kopfbaus erinnert vage an die äußere Form des Haus Vaterland. Hier gibt es zahlreiche Fotos und alte Postkarten, die das Haus Vaterland in seinem Originalzustand zeigen.

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“Vielmehr verkündet unser Sprecher schon von weitem: “Vaterland, Café Vaterland, das größte Café der Hauptstadt!” Die Fremden stieren auf die große Prunkkuppel des Baues, und die, welche bereits abendliche Berliner Erfahrungen haben, raten den andern, dieses Monsteretablissement mit all seinen Abteilungen, dies kulinarische Völkermuseum von Kempinski und seine Panoramen in nächtlicher Bestrahlung zu besichtigen. Ja, das sollen sie. Was helfen unsre alten Paläste und Museen? Sie wollen doch das Monsterdeutschland. Also, nur da hinein heute abend, meine Herrschaften, in das alte Piccadilly, jetzt Haus Vaterland! Da wird euch Vaterländisches und Ausländisches vorgesetzt. Hat Sie der Fahrstuhl aus dem prächtigen Vestibül hinaufgetragen, so können Sie bei dem üblichen Rebensaft von der Rheinterasse bequem ins Panorama blicken, wo Ihnen über Rebenhügeln, Strom und Ruine ein Gewittersturm erster Klasse vorgeführt wird. Heitert sich der Himmel wieder auf, so tanzen Ihnen rheinische Girls unter Rebenreifen eins vor und samtjackige Scholaren singen dazu. Das müssen Sie gesehen haben. Von da taumeln Sie, bitte, in die Bodega, wo Ihnen merkwürdige Mannsleute mit bunten Binden um Kopf und Bauch was Feuriges bringen, um Sie in eine spanische Taverne zu versetzen. Die beiden schüchternen Spanierinnen aus der Ackerstraße dort in der Ecke werden durch Tanzvorführungen Ihre Stimmung erhöhen. Beim Betreten der Wildwestbar werden Sie laut Programm die ganze Romantik der amerikanischen Prärie empfinden. Kaufen Sie sich auf alle Fälle ein Programm!”

So beschrieb Franz Hessel 1929 in seinem Buch “Spazieren in Berlin” das Haus Vaterland – ein Vergnügungspalast am Potsdamer Platz mit einer Unmenge verschiedener Themenrestaurants – vom bayrischen Löwenbräu bis hin zur Japanischen Teestube. Wikipedia schreibt dazu: “Berühmt waren die Wettersimulationen in der Rheinterrasse. Unter dem Motto „Im Haus Vaterland ißt man gründlich, hier gewitterts stündlich“ wurden in einer nachgebauten Kulisse der Rheintallandschaft bei St. Goar (mit Blick auf die Burg Rheinfels und den Loreleyfelsen) zu jeder Stunde die Saalbeleuchtung gedämpft sowie Donner, Blitz und Wolkenbrüche simuliert. Zum Schutz der Gäste vor den Regengüssen waren die Tischreihen mit Glasscheiben zur Kulisse hin abgetrennt. Im nachgebauten Rheintal fuhren Modelleisenbahnen, außerdem bewegten sich Schiffsmodelle auf dem Wasserlauf. Es wurden sogar in Kooperation mit der Lufthansa Flugzeugmodelle an dünnen Fäden durch die Kulissenlandschaft bewegt.” Das Gebäude wurde im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Während des Volksaufstands in der DDR im Juli 1953 brannte es schließlich völlig aus. Die im Grenzstreifen Ost-Berlins gelegene Ruine fiel 1972 durch einen Gebietstausch an West-Berlin und wurde 1976 abgerissen. Heute befindet sich an der Stelle das Büro- und Geschäftshaus Potsdamer Straße 10. Die abgerundete Fassade des Kopfbaus erinnert vage an die äußere Form des Haus Vaterland. Hier gibt es zahlreiche Fotos und alte Postkarten, die das Haus Vaterland in seinem Originalzustand zeigen.

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